6. Januar 2024 19:00 - 22:00

Vertreibung aus dem kleinen Glück

Texte von Mascha Kaléko, gelesen von Doris Buchrucker
Die Musik dazu spielt YOUKALI

1907 in Schidlow (Galizien, heute Polen) geboren, verschlägt der erste Weltkrieg sie und ihre Familie in den Westen zunächst nach Marburg, dann nach Berlin. Diese Stadt wird ihr zur zweiten Heimat. Bald schon bekommt sie Anschluß an die Literaten im Romanischen Café, zu denen Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Else Lasker-Schüler und Joachim Ringelnatz gehören. Ihre Verse erscheinen seit 1930 in verschiedenen Zeitungen und schließlich veröffentlicht der Rowohlt-Verlag 1933 ihr erstes Buch, „Das lyrische Stenogrammheft“. Zwei Jahre später soll ihr zweites Buch „Kleines Lesebuch für Große“ herausgebracht werden, doch die Texte werden kurz vor der Drucklegung von den Nazis beschlagnahmt. 1938 emigriert sie mit ihren Mann, dem Komponisten und Dirigenten Chemjo Vinaver, in die USA. Dort schreibt sie weitere Bücher. 1956 besucht Mascha Kaléko Deutschland zum erstem Mal erneut, doch nimmt ihr Comeback 1960 ein rasches Ende als sie den Fontane-Preis der Akademie der Künste in Berlin nicht annimmt, weil eines der Jury-Mitglieder vormals in der SS war. 1966 übersiedelt sie nach Jerusalem, will jedoch immer nach Berlin zurück. Bevor sie diesen Wunsch verwirklichen kann, stirbt sie 1975 bei einer Europareise in Zürich.

Viele Gedichte Mascha Kalékos geben mit latenter Ironie Alltägliches und Grundsätzliches wieder, geprägt von den Gefühlen, Gedanken, Erfolgen und Niederlagen des Alltags, andere tragen die Zeichen der Emigration – Einsamkeit, Schmerz, Trauer und Hoffnung.

Doris Buchrucker
geb. 1952 in München, Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg- Schule daselbst. Feste Engagements in Göttingen, Heidelberg, Ulm, Tübingen, Hamburg; arbeitet seit 1989 frei; diverse Fernseh- und Sprechfunkarbeiten.

Youkali: Tango – und was was uns sonst noch gefällt
Unter diesem Motto spielen fünf Musikbegeisterte leidenschaftlich gerne eigene Bearbeitungen des historischen Tango wie des Tango nuevo. Der Name des Ensembles leitet sich ab von dem Tango Habanera, den Kurt Weill 1934 im Exil zu dem Text des französischen Autors Roger Fernay über ein imaginäres Land des Glücks und Friedens komponiert hatte. Immer wieder arbeitet die Gruppe mit der argentinischen Sängerin Sandra Nahabian zusammen. Besonders bei musikalischen Lesungen der Exilliteratur unternimmt das Quintett auch Ausflüge in Klezmermusik oder andere Weltmusik-Klänge sowie zu Arrangements von Stücken der klassischen Moderne.

Ulrike von Sybel-Erpf – Violine
Gisela Auspurg – Violoncello
Walter Erpf – Akkordeon/Arrangements
Niki Stein – Gitarre
Thomas Schaffert – Kontrabass